Geschichte der Gemeinde Christ König

Kirche unterm Regenbogen (2) (c) Brigitte Linden

Die katholische Bevölkerung der Orte Hoholz, Gielgen, Roleber, Kohlkaul und Holzlar, die  heute zu der Pfarrei Christ König gehört, verteilte sich früher auf die Kirchen von Stieldorf, Pützchen, Hangelar, Niederholtorf und die Schlosskapelle Birlinghoven. Im Jahr 1925 entstand dann in Holzlar erstmals eine Initiative, eine eigene Kirche zu errichten. Die Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Lage der Kirche – auf dem Berg in Roleber oder im Tal in Holzlar – hemmten jedoch die Spendenbereitschaft. Nazizeit und II. Weltkrieg brachten das Projekt zunächst zum Erliegen.

Es war der damalige Gemeindebürgermeister Reinold Hagen, Gründer des Kautex-Werkes, der 1951 die Kirchbaufrage erneut aufgriff. Als bester Platz für das Gotteshaus wurden die Parzellen in der Nähe der Schule angesehen. Durch Hagens Möglichkeiten und Beziehungen wurden rasch die Weichen gestellt. Das Erzbistum sagte Gelder zu, und Hagen stiftete drei Morgen Tauschland, so dass der Baugrund in der Nähe der Schule in Holzlar erworben werden konnte.

 

Kirche ohne Putz

Am 15. Januar 1953 begannen die Ausschachtungsarbeiten, und noch im selben Jahr, am 13. Dezember, wurde die Christ König-Kirche, errichtet nach Plänen von Hagens Bruder Hermann, durch Prälat Lewen aus Köln benediziert. Der ursprüngliche Entwurf sah hinter dem Hochaltar einen Chorraum vor. Er fiel ebenso wie der Turm über dem Geläute dem Rotstift des Dombaumeisters zum Opfer. Am 3. Januar 1954 konnte der erste Pfarr-Rektor – die junge Gemeinde war zunächst als Rektorat errichtet, dessen Verwaltung bei der Pfarrei in Pützchen lag – in sein Amt eingeführt werden: Ludwig Jacobs. Er blieb aber nur zehn Monate, am 12. November wurde Heinrich Vobbe aus Bad Honnef, zuvor Kaplan an St. Marien in Köln-Kalk, zum zweiten Pfarr-Rektor der Christ Königs-Gemeinde ernannt, doch konnte er aufgrund einer schweren Erkrankung des Pfarrers in Kalk erst am 31. März 1955 die Seelsorge in Holzlar übernehmen. Während der dazwischen liegenden vier Monate wurde das Pfarr-Rektorat von dem rührigen Kaplan Friedrich Coquelin verwaltet.

In der Einführungsandacht bezeichnete Vobbe die Krankenbesuche und die Jugendpflege als vordringliche Aufgaben. Es hatten sich auch bereits einige Gruppen gebildet: Jungenschaft, Jungmannschaft, Mädchen- bzw. Jungmädchen und Frauenjugend. Man traf sich im Raum unter der Kirche, wo auch die Bücherei untergebracht war. Am 1. August 1955 erhob Kardinal Frings „Christkönig“ zur selbständigen Kirchengemeinde. Am 13. November wurde in einer Andacht die Orgel geweiht, ein Instrument mit zehn Registern von der Firma Klais in Bonn. Am 20. November fand die erste Kirchenvorstandswahl statt. Zweiter Vorsitzender (nach dem Pfarrer) wurde Reinold Hagen. Um den Zusammenhalt der Gemeinde zu festigen, war aus jedem Dorf eine einflussreiche Persönlichkeit vorgeschlagen und gewählt worden.

Christ-koenig Kirche 1953innen

So konnte für den 11. Dezember (Sonntag Gaudete) die Feier der Pfarrerhebung festgesetzt und Pfarrer Heinrich Vobbe offiziell in sein Amt eingeführt werden. 1956 entstand der Holzlarer Friedhof, am Volkstrauertag 1966 wurden die Friedhofskapelle und das Ehrenmal für die Toten beider Kriege, eine Sebastian-Statue des Kölner Bildhauers Heinz Gernot, geweiht. Am 21. Dezember 1956 kam die Statue der Heiligen Margareta, Patronin der Bauern, die traditionell in Stieldorf, Roleber, Gielgen und Hoholz verehrt wurde, in die Kirche.

1957 wurden Kirche und Pfarrhaus verputzt, und im Sommer begann der Bau des Kindergartens mit zwei Gruppenräumen, wie die Kirche nach Plänen von Hermann Hagen. Am 26. Oktober 1958, zum Patronatsfest, wurde der Kindergarten geweiht und im November von 40 Kindern in Besitz genommen.  

Zu Jahresbeginn 1959 schrieb Pfarrer Vobbe von dem „Traum, einen Gemeindesaal und Jugendräume“ zu haben, und erwarb das Grundstück neben der Kirche. Zunächst galt es jedoch, die Ausstattung der Kirche weiter voranzutreiben: Bildhauer Strombach aus Menden schuf den Kreuzweg, der am 9. August eingeweiht wurde, und die schlichte Monstranz wurde mit Münzen, deren Prägung Papst Pius XII. und Konrad Adenauer zeigen, sowie einem Kranz von Edelsteinen verziert.

Nach dreieinhalb Jahren in Holzlar wurde Pfarrer Vobbe zum 1. September 1959 mit der Seelsorge in der Bundesmarine betraut. Seine letzte Ruhestätte sollte er aber 1992 auf dem Holzlarer Friedhof finden.

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Mit Vobbes Verabschiedung wurde als Nachfolger Pastor Ildefons Künemund eingeführt, der die Gemeinde fast 20 Jahre betreute. Im Oktober 1961 wurde das neue steinerne Friedhofskreuz, wieder einmal eine Stiftung von Reinold Hagen, gesegnet. Und die Gemeinde wuchs: 1962 gab es die stattliche Zahl von 33 Kommunionkindern. 1965 entschloss sich der Kirchenvorstand zu einem Erweiterungsbau des Kindergartens, so dass ab April 1966 in drei Gruppen 90 Kinder betreut wurden. Bis 1972 blieb der Katholische Kindergarten der einzige am Ort. 1995 wurde er nochmals erweitert auf nun vier Gruppen und 2011 für die Aufnahme von Kindern unter drei Jahren erweitert, umgebaut und modernisiert.

Mit der Gebietsreform 1969 kamen die bisher in der Gemeinde Stieldorf im Amt Oberpleis gelegenen Orte Hoholz und Ungarten sowie Holzlar und Kohlkaul aus dem Amt Menden zur Stadt Bonn. Das bedeutete für Hoholz auch die Änderung der kirchlichen Zugehörigkeit: Seit dem 9. Dezember 1970 gehört die Ortschaft zur Christ König-Gemeinde.

Christ König Altar alt

Ab 1974 liefen Pläne und Anträge für das Pfarrheim. Wegen Geldmangels musste es auf ein Drittel der ursprünglich geplanten Größe reduziert werden. Am 3. September 1978 wurde es mit einem Pfarrfest eingeweiht. Zur gleichen Zeit wurden am Kirchengebäude umfassende Renovierungen nötig. Dabei wurde der Hochaltar abgebrochen. Architekt Peter Rieck gestaltete den Chorraum gemäß der Liturgiereform um. Die Messen mussten in der Zeit im Pfarrheim stattfinden

Am 6. Mai 1979 wurde Pastor Künemund, der sich aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit ein kleineres Wirkungsfeld gesucht hatte, feierlich verabschiedet. Er ging als Subsidiar nach Kreuzkapelle bei Much. Nach seinem Tod am 3. November 1983 wurde er auf dem Holzlarer Friedhof beerdigt. Am 20. Mai 1979 wurde Pastor Kurt Padberg mit einer Messfeier auf dem Kirchplatz als sein Nachfolger eingeführt. Am 22. September konnte er feierlich das Allerheiligste in die renovierte Kirche übertragen. Und am 11. November wurde der neue Altar durch Weihbischof Josef Plöger konsekriert. Aus dem alten Altar wurden die Reliquien der Märtyrer der Thebäischen Legion sowie der Heiligen Ursula und Gefährtinnen eingebettet. Neu hinzu kamen die Reliquien der Heiligen Kreszentia. Im gleichen Jahr kam der Ambo des Kölner Künstlers Egino Weinert.

Die soziale Arbeit spielte damals wie heute eine große Rolle in der Pfarrei Christ König. Die Frauengemeinschaft unterstützte bis 1980 den Steyler Pater Anton Röseler SVD im Hochland von Papua Neuguinea und sammelt seit 2006 für eine Schule des indischen Karmeliterordens CMI in Usri in Mittelindien. Aus dem Wunsch der Gemeinde, den Glauben weltweit zu leben, entstand 1982 der Arbeitskreis „Frieden-Entwicklung-Mission“ (FEM). Er engagiert sich in der Partnerschaft mit der Gemeinde Apoio Fraternal São José do Iguá (Brüderliche Hilfe Zum Heiligen Josef) in Itaboraí in der Nähe von Rio de Janeiro. Dort unterstützt die Gemeinde seit 1982 die Schule und den Kindergarten der Leprastation Tavares de Macedo. Die erste große Summe, 1.255 D-Mark, wurde am 20. Februar 1983 beim ersten Feijoada-Essen eingenommen. Dies ist eine bis heute beliebte Tradition der Gemeinde am ersten Fastensonntag. Ebenso großer Wert wird auf die Caritasarbeit vor Ort gelegt.

Besonders kennzeichnend für die über 30jährige Ära Padberg ist die blühende Jugendarbeit mit Gruppenstunden, Lagern und sozialem Engagement, die den jungen Menschen Gemeinschaftserlebnisse verschafften, die sie für ihr Leben prägten.

Im Herbst 1985 fiel nach langer Diskussion mit der Mehrheit von nur einer Stimme die Entscheidung für eine neue Orgel mit 18 Registern, da die alte für die Kirche zu klein war. Der Kirchenvorstand vergab den Auftrag an die Firma Detlef Kleuker in Bielefeld zum Festpreis von 290.000 Mark. Im Frühjahr 1988 konnte das Instrument, das mit Hilfe vieler Spenden finanziert wurde, eingeweiht werden.

1994 konnte endlich mit dem Erweiterungsbau des Pfarrheims nach Plänen des Architekten Kurt Kleefisch begonnen werden. Einweihung des um 250 Quadratmeter vergrößerten Gebäudes, in den nun auch die Bücherei umzog, war im Oktober 1995. Im selben Jahr begann Ilona Klein ihren Dienst als Gemeindeassistentin (dann Gemeindereferentin) in Pützchen und Holzlar.

Gemäß dem Pastoralplan 2000, der aufgrund des zunehmenden Priestermangels vom Erzbistum aufgestellt wurde, schloss sich die Gemeinde Christ König mit St. Adelheid am Pützchen und St. Antonius Niederholtorf in einem Seelsorgebereich zusammen. Nach dem Tod von Pastor Schumacher aus Pützchen 1998 betreute Pastor Padberg St. Adelheid mit und wurde Vorgesetzter für alle im Seelsorgebereich eingesetzten Geistlichen und Laien im Pastoralen Dienst. Unterstützt wurde er zunächst durch Pastor Theodor Babilon aus Holtorf, die Gemeindereferentin Ilona Klein und durch Kaplan Willy Manzanza aus dem Kongo, Doktorand an der Universität Bonn, der Weltkirche an den Ennert brachte.

Am 18. März 2002 errichtete der Erzbischof gemäß ihrem Antrag für die drei Gemeinden den „Pfarrverband am Ennert, Bonn-Beuel“, der dem Seelsorgebereich eine verbindlichere Form gab. Damit war gewährleistet, dass alle drei Pfarreien eigenständig blieben. Für die Zusammenarbeit wurde ein zusätzliches Gremium eingerichtet: die Pfarrverbandskonferenz. In diesem Gremium beriet und entschied das Seelsorgeteam, also  Pastor  Padberg, gleichzeitig Pfarrverbandsleiter, Pastor Siegfried Weisenfeld, der für den ausgeschiedenen Pastor Babilon in den Seelsorgebereich kam, die Kapläne Willy Manzanza und Pater Joy Paul Manjaly vom indischen Orden Carmelites of Mary Immaculate (CMI) sowie Gemeindereferentin Ilona Klein, gemeinsam mit je zwei Vertretern der drei Pfarrgemeinderäte und je einem Vertreter der Kirchenvorstände über die Zusammenarbeit in der Seelsorge.

1999 kam in der Christ König-Gemeinde der Wunsch nach einem sakralen Raum auf, der vielfältige Formen religiösen Lebens auch in einem kleineren Kreis ermöglicht: Im Jahr 2000 wurde die Kapelle an die Kirche angebaut, die seitdem für Andachten, Kinderkatechesen, meditativen Tanz und Wort-Gottes-Feiern genutzt wird.

Im Jahr 2003 wurde die Zahl der Seelsorger kleiner, da Willy Manzanzas Anstellung beim Erzbistum mit dem Abschluss seiner Promotion auslief und Gemeindereferentin Ilona Klein in die Krankenhausseelsorge wechselte. Eine schwierige Zeit brach 2004 mit dem Kölner Sparkonzept „Zukunft heute“ an, das die Kooperation im Seelsorgebereich auf eine harte Probe stellte. 2005 konnte es abgeschlossen werden, alle drei Pfarrheime blieben erhalten, und Christ König wurde Schwerpunktpfarrei des Pfarrverbands „Am Ennert“. Große Freude brachte der Weltjugendtag in Köln, an dem die Gemeinde sich aktiv beteiligte.

Die Kindertagesstätte Christ König wurde 2006 für die Pilotphase der Katholischen Familienzentren ausgewählt, ein Jahr später erfolgte die Zertifizierung dieses Netzwerkes zur Unterstützung der Familien, das aus den beiden KiTas in Holzlar und Pützchen und den drei Pfarrgemeinden besteht. 2007 wurde Pater Joy nach Bad Godesberg versetzt, und Pastoralreferentin Cordula Sebboua nahm ihren Dienst „Am Ennert“ auf.

Im Jahr 2008 wurde eine Innenrenovierung der Kirche notwendig. Zugleich wurden mit Hilfe von Spenden die bunten Fenster nach Entwürfen des Aachener Glaskünstlers Prof. Ludwig Schaffrath eingebaut. Pastor Weisenfeld wurde aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Als neuer Pfarrvikar kam Pater Innocent Lyimo A.J. aus Tansania.  

Mit dem Programm „Wandel gestalten – Glauben entfalten“ strukturierte das Erzbistum Köln die Seelsorgebereiche neu. Der Pfarrverband „Am Ennert“ entschied sich gegen eine Fusion der Gemeinden und wurde zur Pfarreiengemeinschaft. Erstmals wurde ein gemeinsamer Pfarrgemeinderat gewählt, auf Gemeindeebene blieben die Pfarrausschüsse bestehen. Auch die Kirchenvorstände erhielten ein zusätzliches Gremium auf Seelsorgebereichsebene: die Verbandsvertretung des Kirchengemeindeverbands (KGV).

Im Jahr 2010 musste die Gemeinde die schwere Erkrankung von Pastor Padberg und im November seinen unerwarteten Tod verkraften. Die Exequien wurden von Weihbischof Koch, Stadtdechant Schumacher, Dechant Evertz, Pater Innocent und zahlreichen weiteren Priestern mit 1000 Gläubigen gefeiert. Seine letzte Ruhe fand der beliebte Geistliche auf dem Holzlarer Friedhof.

Der Seelsorgebereich am Ennert wurde im Jahr 2011 dem indischen Karmeliterorden CMI übertragen, der in Pützchen seine deutsche Ordensniederlassung errichtete. Nachfolger von Pastor Padberg als Leitender Pfarrer wurde Pater Thomas Arakkaparambil CMI, der im Oktober eingeführt wurde. Bereits im März kam Pfarrvikar Pater Dr. Josey James Thamarassery CMI, und Pater Innocent wechselte im Dezember nach Bad Godesberg. 

2012 kam als dritter Seelsorger Pfarrvikar Pater Pauly Pereppadan CMI, und Cordula Sebboua wurde versetzt. Es war auch die Zeit einer großen Bautätigkeit in der Gemeinde: Der Kindergarten wurde nach Um- und Anbau wieder eingeweiht und nimmt seitdem 18 Kinder unter drei Jahren auf. Das Pfarrbüro wurde zum Pastoralbüro umgebaut und die Pfarrerwohnung modernisiert.

Auch in den folgenden zwei Jahren gab es Wechsel im Seelsorgeteam: Pater Pauly ging 2013 nach Troisdorf, seine Stelle als Pfarrvikar übernahm Pater Rajesh Jose Choorapoikayil CMI. 2014 wurde Pater Josey zum Provinzoberen seines Ordens gewählt und verließ Deutschland. An seine Stelle trat Kaplan Pater Tijo George Thannickal CMI.  Auf  Initiative  des Pfarrausschusses wurde der zuvor namenlose Weg an der Kirchwiese als „Pastor-Kurt-Padberg-Weg“ benannt und eingeweiht. 2015 verließ Pater Thomas die Pfarreiengemeinschaft. Pater Tijo wurde Pfarrverweser. Ihm standen seine Mitbrüder Pater Pious Alex CMI und Pater George Joseph CMI zur Seite sowie Dr. Christoph Hartmann als Diakon im Nebenamt. Im Frühjahr 2019 erklärte der CMI-Orden überraschend, dass er den Seelsorgebereich am Ennert zum Sommer verlasse. 

Seit dem 1. September 2019 ist Pfarrer Norbert Grund, seit vielen Jahren Leitender Pfarrer der benachbarten Pfarreiengemeinschaft „Zwischen Rhein und Ennert“, Pfarrverweser. Als Priester stehen ihm als Pfarrvikar Pfarrer Pater Anand Valle SMM, als Subsidiar Pfarrer Andreas Haermeyer und als Aushilfe Markus Söhnlein, Repetent im Priesterseminar Albertinum, zur Seite, außerdem Pastoralreferent Jonas Kalkum und der nebenamtliche Diakon Dr. Christoph Hartmann.

 

Brigitte Linden